Stadtführung zur Ausstellung
So., 23. November 2024, 14 Uhr
Das aufgeklärte Berlin. Stadtführung im Rahmen des Philosophischen Programmtages zur Ausstellung Was ist Aufklärung? im DHM. Zur Anmeldung
Der Spaziergang führt zu Orten der Aufklärung: Vom DHM geht es zum Gendarmenmarkt – wo Friedrich II. eine Schrift des Aufklärers Voltaire verbrennen ließ und mit dem Französischen Dom ein Zeichen der Toleranz setzte –, zur Staatsbibliothek zu Berlin – wo unter anderem auch Kants Schriften redigiert wurden – und zur Akademie der Wissenschaften, in der im 18. Jahrhundert Philosophen aus ganz Europa zusammenkamen.
Eine Reise in die Stadt Lessings, Friedrichs des Großen und ihrer Zeitgenossen
Wer kann in den verzweifelten großen Städten schlafen? Die Karossen, die Nachtwächter, die Trommeln, die Katzen, die Korporals – das hört nicht auf zu rasseln, zu schreyen, zu wirbeln, zu mauen, zu fluchen.“ Lessing, Minna von Barnhelm
Wo ist das Berliner Lessing-Museum geblieben? Und warum hängt die Gedenktafel für den Verfasser des Berliner Nachkriegsdramas Minna von Barnhelm am falschen Haus? Wo ging die Stehgreifdichterin Anna Louisa Karsch, der erste weibliche Star des bürgerlichen Literaturbetriebs, am liebsten spazieren? Und wie kam die ehemalige Kuhmagd zu einem eigenen Haus am Hackeschen Markt, obwohl der von ihr besungene König sein Versprechen, ihr eines zu schenken, nicht einhielt? Der Theaternarr und Bibliomane Friedrich der Große richtete im Berliner Schloss eine Bühne und eine Druckerei für eigene Werke ein, auch sein Freund Voltaire hat als Kammerherr dort gewohnt. Ganz in der Nähe trafen sich in Kaffeehäusern die bürgerlichen Freigeister Lessing, Mendelssohn und Nicolai und revolutionierten die Literaturkritik.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts war Berlin ein Zentrum der europäischen Aufklärung, berühmt für die Freiheit, mit der gedacht und gestritten werden durfte. Gleichzeitig glich die Stadt einer riesigen Kaserne, in der einfache Soldaten wie Sklaven gehalten wurden. Andere Reisende schilderten sie als großes Bordell. So brachte es die Kupplerin Madame Schuwitz zu literarischem Nachruhm, während Giacomo Casanova in Berlin vergeblich sein Glück suchte. Goethe stieß die Großstadt ab, wohingegen sein Freund Karl Philipp Moritz ihre zahlreichen Anregungen schätzte.
War die Berliner Aufklärung einst der Stolz des Berliner Bürgertums, so ist seit dem Zweiten Weltkrieg die Erinnerung an die kulturellen Aufbrüche des 18. Jahrhunderts stark verblasst. Zu Unrecht, denn der Kampf der aufgeklärten Köpfe gegen Aberglauben, Dogmatismus und Machtanmaßung, für Gleichberechtigung, Toleranz und bürgerliche Freiheiten ist noch lange nicht zuende.
Das Buch
Der siebte Band der Reihe Literarische Schauplätze ist ein detektivischer Spaziergang entlang von Spuren, die das friderizianische Berlin in der heutigen Stadt hinterlassen hat. Das Buch aus dem Verlag für Berlin-Brandenburg ist seit Oktober 2022 im Buchhandel.
Michael Bienert
Das aufgeklärte Berlin. Literarische Schauplätze
Hardcover mit Schutzumschlag,
160 Seiten mit ca. 150 Abb.,
28 Euro.
ISBN: 978-3-96982-054-4.
Verlagsinformationen
Gefördert durch die Akademie der Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Stadtführungen
Stadtführungen zur Literatur des 18. Jahrhunderts in der Berliner Stadtmitte lassen sich je nach Wunsch auf verschiedene Themen fokussieren, z. B.:
– Lessing in Berlin
– Anna Louisa Karschs poetische Spaziergänge
– Das Berlin Friedrichs des Großen
– Karl Philipp Moritz in Berlin
Bei Schülergruppen lassen sich Führungen an die Unterrichtsinhalte und den Lektürestand anpassen. Bitte einfach vorab Kontakt aufnehmen.