Irmgard Keun

Irmgard Keun, Anfang der 1930er-Jahre. © Margaret S. Travers

Irmgard Keun und ihr Exil (Vortrag und Lesung)

Mit Michael Bienert und der Schauspielerin Sabine Falkenberg am 12. März 2024 um 19 Uhr im Jüdischen Gemeindehaus, Fasanenstraße 79-80, 10623 Berlin.
Einlass ab 18 Uhr. Eintritt 10 Euro, keine Voranmeldung.
Veranstalter: Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas e. V.

In Charlottenburg geboren, in Köln aufgewachsen, hatte Irmgard Keun mit ihren ersten Romanen „Gilgi“ (1931) und „Das kunstseidene Mädchen“ (1932) sensationellen Erfolg. Beide Bücher wurden nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in ihrem Berliner Verlag beschlagnahmt. Keun publizierte ohne Genehmigung weiter, erst als das aufflog und keine legale Berufsausübung in Sicht war, ging sie 1936 ins Exil. Doch 1940 kehrte sie heimlich unter falschem Namen nach Deutschland zurück. Neu aufgefundene Briefe schärfen das Bild, das die Autorin selbst vom Weg ins Exil und der Zeit danach gegeben hat.

„Ich bin rein arisch, mein Stammbaum nimmt gar kein Ende. Es kotzt mich an, sowas sagen und schreiben zu müssen.“ Irmgard Keun, 1935

Das kunstseidene Berlin (Buch und Stadtführungen)

Mit Romanen über junge, selbstbewusste Frauen, die in der Gesellschaft der Weimarer Republik ihren Weg suchen, machte Irmgard Keun im Berlin der Weltwirtschaftskrise Furore. Die Nationalsozialisten verboten ihre Bücher und vertrieben sie ins Exil.
Heute zählt Das kunstseidene Mädchen zu den Klassikern der Berlin-Literatur. Mit großem Sprachwitz schildert der Roman die Odyssee der minderjährigen Doris durch Bars und Betten, Mietskasernen und Luxuswohnungen, Kinos und Bahnhofswartesäle. Das kunstseidene Berlin stellt erstmals alle Schauplätze mit Fotos, Adressen und Dokumenten vor.
In den Blick kommen auch die Kindheitsorte Irmgard Keuns, die in Charlottenburg geboren wurde und in Wilmersdorf zur Schule ging, ehe die Familie nach Köln umzog. Erzählt wird, wie Keun 1931 in Berlin einen Verlag fand, wie sie sich 1933 in einen „nichtarischen“ Charité-Arzt verliebte und versuchte, als unerwünschte Autorin im nationalsozialistischen Deutschland zu überleben. Unbekannte Briefe und Dokumente aus Archiven beleuchten ihre damalige Schreibsituation und ihre Kontakte nach Ost-Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Entdeckungsreise auf den Spuren einer herausragenden Autorin der Moderne streift das Berlin der Kaiserzeit, der Weimarer Republik, der NS-Zeit, der frühen DDR-Jahre – und verliert die Gegenwart nie aus dem Blick.

Michael Bienert
Das kunstseidene Berlin
Irmgard Keuns literarische Schauplätze
ca. 200 Seiten, 208 Abbildungen
Hardcover mit Schutzumschlag
Format: 21,0 x 22,5 cm
ISBN 978-3-947215-85-0
Verlag für Berlin-Brandenburg
€ 25,00 (D) / € 25,70 (A)
Verlagsinformationen

Stadtführungen auf den Spuren von Irmgard Keuns Werk und Biografie können auf Anfrage vereinbart werden. Bis 30. Juni 2024 gerne in Verbindung mit einem Besuch der laufenden Ausstellung über das Romanische Café, in dem Irmgard Keun Stammgast war und das auch ihrem Roman Das kunstseidene Mädchen auftaucht.

Video, Pressestimmen und Podcasts

„Ein Buchformat (…), das der Gleichzeitigkeit von Erzählen und Schauen maximal nahekommt. Dichte Textkapitel, reich ausgestattet mit historischem und aktuellem Bildmaterial, ermöglichen den stillen Stadtspaziergang, auch bei ganz miesem Wetter und zu Corona-Zeiten.“ Bernadette Conrad, Berliner Zeitung, 11. November 2020

„Seit langem beglückt uns Michael Bienert mit seinen buchgewordenen Stadtspaziergängen (…) Und wieder halten wir mit Das kunstseidene Berlin ein informatives Prachtstück in den Händen.“ Welt am Sonntag, 22. November 2020

„So wie Keuns kunstseidenes Mädchen dem blinden Nachbarn Berlin zeigt, führt Michael Bienert und gegenwartsblinde zu den verborgenen literarischen Schichten der Stadt.“ Annett Gröschner, Märkische Oderzeitung, 12. Juli 2021

Michael Bienert im Gespräch mit Marc Lippuner über Irmgard Keun im Podcast Kulturfritzen. Zum Podcast

Folge 21 des Zwanziger-Jahre-Podcasts Goldstaub von Arne Krasting und Else Edelstahl widmet sich ganz Irmgard Keun. Mit Michael Bienert und Fritzi Haberlandt als Gästen. Zum Podcast

Man lebt von einem Tag zum andern. Unbekannte Briefe von Irmgard Keun (1935-48)

Im Sommer 1935 erhält die Schriftstellerin Irmgard Keun (1905–1982), deren Romane von den Nationalsozialisten verboten worden sind, Post von einem unbekannten Kollegen. Franz Hammer (1908–1985) ist nach der Machtübernahme Hitlers verhaftet und anschließend zu Zwangsarbeit verpflichtet worden. Dennoch hat er – wie Irmgard Keun – das Schreiben nicht aufgegeben. Zwischen beiden entsteht rasch eine warmherzige Brieffreundschaft, die auch nicht abreißt, als sie sich entschließt, ins Exil zu gehen. 
Da Irmgard Keun kein Archiv hinterlassen und biografische Spuren verwischt hat, besitzt der Fund von zwanzig Briefen und Gegenbriefen im Literaturarchiv der Akademie der Künste, Berlin besonderes Gewicht. Die Autorin schildert, wie sie ihre illegale Publikationstätigkeit im „Dritten Reich“ organisiert und wie sie vergeblich versucht, zur Reichsschrifttumskammer zugelassen zu werden. Nach ihrer Flucht aus Deutschland berichtet Keun über die prekäre Existenz als Exilschriftstellerin. 

Irmgard Keun
Man lebt von einem Tag zum andern
Briefe 1935–1948

Herausgegeben von Michael Bienert
Hardcover mit Schutzumschlag
176 Seiten
20 Abbildungen
ISBN: 978-3-96982-000-1
24,00 €*
Verlagsinformationen

Weitere kürzlich aufgefundene Briefe, unter anderem an ihren Ehemann Johannes Tralow (1882–1968), stammen aus der Zeit von Keuns Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1940. In ständiger Gefahr, ins Konzentrationslager zu kommen, schlägt sie sich bis Kriegsende durch. In den Trümmern ihres Elternhauses beginnt sie, wieder für den Rundfunk zu schreiben.

„Michael Bienert erweist sich mit gleich zwei dem Leben von Irmgard Keun gewidmeten Bänden als idealer Nachlebenverwalter der Schriftstellerin.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Dezember 2021

„Ein Sensationsfund!“ Deutschlandfunk, 5. Januar 2022